Freitag, 28. November 2014

Grafik von Caspar David Friedrich erzielt Rekordpreis


In der Berliner Villa Grisebach wurde am 26. November 2014 ein Holzschnitt des Motivs von Caspar David Friedrich Die Frau mit dem Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen (Melancholie) für 901.000 Euro versteigert. Das ist ein Rekordpreis für eine Druckgrafik des Romantikers. Der Schätzwert lag bei 10.000 – 15.000 Euro. Der Druck stammt von einem Privatsammler aus Sachsen.

Es sind noch zwölf Exemplare dieses Drucks bekannt. Der Druckstock und ein Exemplar befinden sich in der Hamburger Kunsthalle. Weitere Exemplare besitzen das Kupferstichkabinett Berlin, das Kupferstichkabinett Dresden, das British Museum, das Metropolitan Museum of Art in New York, das Kupferstichkabinett in Basel, die Staatliche Graphische Sammlung in München, das Art Institute of Chicago, die Städtische Galerie in Frankfurt a.M., das Pommersche Landesmuseum Greifswald sowie private Sammler in Philadelphia und Cleveland.

Der Holzschnitt wurde von Caspar David Friedrichs Bruder Christian um 1802 in Greifswald nach einer Vorlage aus dem Mannheimer Skizzenbuch gefertigt.
Über die Geschichte des Motivs im P-Book Kapitel 1, S. 29 ff.


Caspar David Friedrich: Die Frau mit dem Spinnennetz zwischen kahlen Bäumen (Melancholie),
Holzschnitt auf Papier, 17,1 x 11,9 cm










Montag, 24. November 2014

Norbert Biskys Eismeer

Caspar David Friedrichs Gemälde Das Eismeer von 1824 ist das am meisten paraphrasierte Kunstwerk des Romantikers in der zeitgenössischen Kunst. In seiner bislang umfangreichste Einzelausstellung in der Rostocker Kunsthalle zitiert der Maler Norbert Bisky mit seiner Installation Zentrifuge Friedrichs Eismeer. Im hellen Eingangsraum der Kunsthalle türmen sich Eisschollen und an einem schiefen Mast rotiert ein Gesteinsbrocken. Der Künstler sieht seine Inszenierung als Malerei mit Gegenständen und Akustik, jedoch ohne Farbe. Die Ausstellung Zentrifuge mit rund 80 Gemälden des 1970 in Leipzig geborenen Malers läuft noch bis zum 15. Februar 2015.

Hier geht es zur Kunsthalle

Einen ähnlichen Bezug zu Friedrichs Gemälde stellt der 1974 in Chemnitz geborene und in Ostberlin aufgewachsene Künstler Friedrich Kunath mit seinem raumfüllendes Werk Die gescheiterte Melancholie 2009 in einer Ausstellung im Kunstverein Hannover her. 

Caspar David Friedrich: Das Eismeer, 1824, Hamburger Kunsthalle

Freitag, 17. Oktober 2014

Caspar David Friedrichs Kathedralenbilder in Köln

Caspar David Friedrichs Kathedralenbilder sind bis zum 18. Januar 2015 in der Ausstellung "Die Kathedrale: Romantik-Impressionismus-Modernde" im Wallraff-Richartz-Museum in Köln zu sehen.
Caspar David Friedrich hat es getan, genauso wie Alfred Sisley und Auguste Rodin; Claude Monet sogar 33-mal. Und auch Picasso, Macke, Lichtenstein, Warhol und Gursky, um nur die bekanntesten Künstler zu nennen. Sie alle ließen sich von der Anmut, Größe und Strahlkraft berühmter Kathedralen zu wunderbaren Werken inspirieren.
Den spannenden Weg dieses Bildmotivs von der Romantik bis in die heutige Zeit zeichnet das Wallraf im Herbst/Winter 2014 nach. In seiner großen Sonderausstellung „Die Kathedrale“ bringt das Kölner Haus mehr als 180 Exponate zusammen, die sich alle mit den monumentalsten Bauwerken des Mittelalters auseinandersetzen. Darunter alleine vier Werke aus dem legendären Zyklus von Monet mit dem er die Kathedrale von Rouen verewigte.
Am Beispiel der Kathedrale führt die Schau die Besucher durch einige der faszinierendsten Kapitel der Kunstgeschichte. Dabei zeigt sie nicht nur eine Fülle von Interpretationen aus den verschiedenen Epochen, sondern weist auch überraschende Bezüge der prominenten Künstler untereinander nach und verdeutlicht deren individuelle Zielsetzungen, Sichtweisen und Motivationen.
Caspar David Friedrich: Gartenlaube. 1818, Öl auf Leinwand, 30 x 22 cm, München, Neue Pinakothek

Donnerstag, 9. Oktober 2014

War Caspar David Friedrich ein Schwede?

In dem Gemälde Die Lebensstufen von 1835 hält ein kleiner Junge ein schwedisches Fähnchen in die Höhe. Diese Symbolik gilt als deutlichstes Zeichen der Sympathie des Malers für Schweden, das bis 1815 Pommern und damit über Caspar David Friedrichs Heimatstadt Greifswald regierte. Die gesamte Friedrich-Literatur durchzieht die variierte Behauptung der Maler hatte somit auch die schwedische Staatsbürgerschaft gehabt und bis zu seinem Tod einen schwedischen Pass.

Dr. Joachim Krüger, Historiker von der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald, konnte auf Anfrage dazu aufklären: 

Die Einwohner in Schwedisch-Pommern haben, sofern sie nicht auch im Königreich Schweden direkt beheimatet waren, nie einen schwedischen Paß besessen. Schwedisch-Pommern blieb auch nach 1648 ein Territorium des Heiligen Römischen Reichs dt. Nation. Der schwedische König (in diesem Fall die Königin Christina) wurde als Reichsfürst eingesetzt (als Herzog von Pommern), er war als solcher Vasall des Kaisers. Die Einführung der schwedischen Verfassung, durch welche die Bewohner Schwedisch-Pommerns tatsächlich Schwedische Untertanen geworden wären, wurde 1806 zwar vorbereitet, aber aufgrund der Napoleonischen Kriege und der Absetzung des schwedischen Königs Gustav IV. Adolf (1809) nicht umgesetzt. Schwedisch-Pommern stand bis 1806 in einem Doppelstatus: als deutsches Herzogtum und gleichzeitig als schwedische Provinz. Aber die Untertanen waren keine Schweden, sie waren Einwohner eines Reichsfürstentums. Das, was sie mit Schweden verband, war der schwedische König.
Als Schwedisch-Pommern an Preußen übergeben wurde, änderte sich für die Bevölkerung erst einmal kaum etwas. Der alte König (und als solcher Herzog von Schwedisch-Pommern) entband seine Untertanen vom Eid. Die Bevölkerung (richtiger die Landstände) huldigte anschließend  dem neuen König, der ebenfalls die Stellung eines Herzogs von Pommern einnahm. Die Einwohner waren keinesfalls staatenlos. Die Gesetze blieben in Neuvorpommern, oder, wie es richtig hieß, im Regierungsbezirk Stralsund, die gleichen wie zuvor. Erst allmählich erfolgte eine Anpassung an das preußische Gesetzbuch.

Caspar David Friedrich war also nie schwedischer Staatsbürger gewesen und hatte demnach auch keinen schwedischen Pass, sorgte jedoch für Legendenbildung. 

Mehr über die Ansiedlung von Friedrichs Vater in Greifswald unter http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Die Lebensstufen
Caspar David Friedrich, um 1835
Öl auf Leinwand, 72,5 cm × 94 cm
Museum der bildenden Künste


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Caspar David Friedrichs Kirche saniert

Caspar David Friedrich hielt sich manchmal über Monate in Breesen bei Neubrandenburg bei seiner Schwester Dorothea auf, die dort mit dem Pastor Sponholz verheiratet war. Die Familie der Schwester sah der bis 1818 unverheiratete Maler als seine Ersatzfamilie an. Den Turm der Fachwerkkirche von Breesen ist in der Zeichnung "Freundinnen unter einem Baum" zu sehen. Die Kirche von 1712 war über Jahre sanierungsbedürftig und ist nun mit Mitteln der Stiftung Denkmalschutz instand gesetzt worden, der schief Turm repariert und das Dach neu gedeckt. Am 12. Oktober, 14 Uhr, feiert die Gemeinde die erfolgreich Sanierung mit einem Festgottesdienst.

Weiter Informationen über Friedrich in Breesen im Kapitel 1 http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Caspar David Friedrich: Freundinnen unter einem Baum.6. Oktober 1801, Feder und Pinsel, laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett


Kirche in Breesen 2008 Foto: Detlef Stapf

Dienstag, 9. September 2014

Kosegartenhaus in der Caspar David Friedrich Tour

Endlich gibt es eine Dauerausstellung zu Ludwig Kosegarten in Altenkirchen auf Rügen im Kosegartenhaus, die am kommenden Sonntag mit einem Gottesdienst eröffnet wird. Der Pfarrer wurde durch seine Uferpredigten berühmt. Zu den Freunden dieses Romantikers gehörten u. a. Friedrich Schleiermacher, Caspar David Friedrich, Wilhelm von Humboldt oder Johann Jacob Grümbke. Mit Goethe, Schiller und Herder stand er in regem Briefwechsel. Ernst-Moritz Arndt war mehrere Jahre Hauslehrer bei Kosegarten. kulturreise-ideen.de hat das Kosegartenhaus in die Caspar-David Friedrich Tour aufgenommen. 

http://kulturreise-ideen.de/kunst/kuenstler/Tour-caspar-david-friedrich.html


Sonntag, 7. September 2014

Caspar David Friedrichs Spiritus rector

Über Franz Christian Boll als Spiritus rector für Caspar David Friedrichs theologische Ansichten und Bildsujets sind die Originalquellen wichtig. Und da gibt immer wieder echte Überraschungen. Seit 2007 suchte ich das 1800 erschienenen Bändchen Beherzigungen einiger Wahrheiten aus dem Gebiete der Pädagogik und Philosophie von Franz Christain Boll für meine Studie über Caspar David Friedrich. 

Obwohl ich einige Ressourcen in Book Hunting investierte, war das Buch in keiner Europäischen Bibliothek zu finden. Jetzt wurde der Text in der Library of The University of Illinois entdeckt, von Google-Books digitalisiert und ist nun als Quelle im Netz verfügbar. Im netzgestützten fortschreibbaren P-Book, konnte ich die neuen Erkenntnisse einarbeiten, das Buch aktualisieren. Das Expemplar gehörte zur Bibliothek von Georg Ludwig Spalding, Sohn des protestantischen Theologen Johann Joachim Spalding.

Ein Zitat aus Bolls Band verweist auf Friedrichs Diesseitsverachtung Wer das Leben liebt, wird es verlieren! Ewiges Leben wartet des, der das irdische haßt!

Mehr Darüber auf S. 132 im P-Book Kap. 2 "Oft dem Tod ergeben"


Dienstag, 26. August 2014

Caspar David Friedrich als Werther

Ohne Weiteres wäre Caspar David Friedrich im Spätsommer 1801 in Breesen in der Lage, sich in die Figur des Werthers hineinzuversetzen: Ein junger Mann, noch ohne festen Lebensplan, entflieht dem Stadtleben und kommt in ein idyllisches Dorf. Er genießt die Natur, streift umher und zeichnet, was ihm festhaltenswert erscheint. Sein vages Lebensziel ist, einmal Künstler zu werden. Er trifft auf eine junge Frau (namens Lotte), die allerdings schon vergeben ist ... Die Lotte in Goethes Briefroman könnte Friedrich in einer Schlüsselszene an seine Schwester Catharina erinnert haben. Der junge Wer­ther sieht Lotte zum ersten Mal von ihren acht jüngeren Geschwistern umringt, denen sie zum Abendbrot von einem Brotlaib Stück für Stück abschneidet. Er ist tief beeindruckt von dieser Szene, in deren Mittelpunkt ein schönes Mädchen steht, das eine Mutterrolle übernommen hat. Friedrich würde in dieser Lotte ein Frauenbild wie­derfinden, das seine Schwester Catharina bei ihm geprägt hat. Für welchen literarischen Stoff soll sich der junge Maler am Ende des 18. Jahrhunderts interessiert haben, wenn nicht für diesen? Also, wer könnte auf jenen Zeichnungen aus diesem Sommer Friedrichs Lotte gewesen sein? 

Mehr dazu im Kapitel I. Heimat, Familie, Frauenbild http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Caspar David Friedrich: Zwei Mädchen vor einem Felsblock. 7. Oktober 1801, Feder und Pinsel, 18,5 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett

 Caspar David Friedrich: Studie einer sitzenden Frau vor Gebüsch. 5. Oktober 1801, Feder, laviert, 18,6 x 12 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett

Caspar David Friedrich: Studie einer lesenden Frau. 6. Oktober 1801, Feder laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstichkabinett

Caspar David Friedrich: Freundinnen unter einem Baum.6. Oktober 1801, Feder und Pinsel, laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett

Montag, 28. Juli 2014

Caspar David Friedrichs reale Dorflandschaft

Caspar David Friedrichs Gemälde Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung oder auch Einsamer Baum genannt, entstand 1822 und ist eines der rätselhaftesten Bilder des Malers. Grundsätzlich gilt die Annahme, hier handelt es sich um eine willkürliche Zusammensetzung von landschaftlichen Motiven. So willkürlich ist aber diese Kompilation nicht. Wie bei zahlreichen anderen Werken fügt Friedrich im Hauptmotiv Reallandschaften zusammen. In diesem Fall das Panorama hinter Pfarrhaus und Gutspark von Breesen bei Neubrandenburg, wo die Schester des Malers, Catharina Dorothe Sponholz, lebte. 

Montiert werden eine große Wiesenfläche mit einer Eiche in der Mitte hinter dem Pfarrgarten und ein Weiher mit einer Eichengruppe, der in der Natur etwas weiter östlich auf der Höhe des ehemaligen Gutshauses liegt. Faszinierend ist, dass man diese Aussichten heut noch erleben kann. In dem Dorf gab es eine lange Tradition der Landschaftpflege, bei der Bäume und Baumgruppen am Ort erhalten oder nachgepflanzt wurden. So steht der einsame Baum immer noch wie vor nahezu 200 Jahren auf der großen Wiese und die Baumgruppen am jetzt ausgetrockneten Weiher. 

Die Landschaft mit Dörfern und Städten, die sich dahinter entwickelt, ist vermutlich einer sentimentale Erinnerung an Catharina Sponholz, die nach ihrer Hochzeit nie auf Reisen gegangen ist. Die Berge sind lediglich die sinnvolle Einrahmung des Motivs im Hintergrund. 

Mehr dazu im Kapitel I. Heimat, Familie, Frauenbild http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Landschaft hinter dem Breesener Pfarrhaus. Caspar David Friedrich: Dorflandschaft bei Morgenbeleuchtung. 1822, Öl auf Leinwand, 55 x 71 cm, Berlin Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Bildnis der Schwester Katharina Dorothea. Um 1798 Kreide, 21 x 17 cm, Stuttgart, Staatsgalerie

Mittwoch, 23. Juli 2014

Wer waren Caspar David Friedrichs Mönche?

Sind Caspar David Friedrichs Mönche in Bildern wie der Abtei im Eichwald oder Wallfahrt bei Sonnenuntergang nur Staffagefiguren eines religiösen Bekenntnisbildes oder wird da eine Geschichte erzählt? Da sich der Ort des Geschehens der Wallfahrt mit dem Kloster Broda und dem Prozessionsort erkennen lässt, müssten die Mönche dem Orden der Prämonstratenser angehören, die in dieser Gegend bis zur Reformation wegen ihrer weißen Gewänder de witten Herrn genannt wurden. Friedrich hat die Mönche in der Sepia hell gezeichnet, so dass weiße Kleidung zu unterstellen ist und auch in winzigen Details auf den Schnitt der Gewänder geachtet. Bei dem Gemälde der Abtei im Eichwald lassen sich die Prämonstratenser mittels Reflektografie noch genauer erkennen.

Mehr dazu im Kapitel V. Das kleine Meer, der Fischer und die Mönche http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. IR- Reflektografie, Detail, Prozession der Mönche

Caspar David Friedrich: Wallfahrt bei Sonnenuntergang. 1805, Bleistift, Sepia, 40,5 x 62 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Chorherr der Prämonstratenser

Betender Prämonstratenser Konvent 

Donnerstag, 10. Juli 2014

Warum Goethe Caspar David Friedrich nicht mochte

Johann Wolfgang von Goethe verschaffte Caspar David Friedrich den ersten künstlerischen Erfolg. Bei den vom Dichterfürsten ausgerichteten Weimarer Preisaufgaben bekam der Maler 1805 für seine beiden Sepien Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche und Wallfahrt bei Sonnenuntergang. Das war eine einsame Entscheidung Goethes, die bis heute rätselhaft bleibt, denn denn die eingereichten Blätter hatten nichts mit der Ausschreibung zu tun, die als Thema eine antike Sage forderte, aber Friedrich lieferte zwei Landschaftsallegorien. Man kann vermuten, der Dichter wollte den Maler für seine Zwecke einspannen. Kurze Zeit später verlangte Goethe, dass Friedrich für ihn systematisch Wolkenformationen zeichnet, was der Künstler empört ablehnte. 

Goethe kaufte zwar noch einige Motive Friedrichs für die Sammlung des Weimarer Herzogs an, zehn Jahre später jedoch  notiert Sulpitz Boisserée im Zusammenhang eine heftige Unmutsäußerung Goethes: „[...] die Bilder von Maler Friedrich können ebensogut auf dem Kopf gesehen werden, Goethes Wut gegen dergleichen; wie er sich ehemals ausgelassen mit Zerschlagen der Bilder an der Tischdecke [...].“

Was hatte sich ereignet? Goethe hatte von Friedrich u. a. 1807 die Sepia Hünengrab am Meer angekauft, weil er sich für die archäologischen Ausgrabungen im Herzogtum Mecklenburg-Strelitz interessierte. Als sich die zu Tage geförderten Artefakte als Fälschung herausstellten, fühlte er sich wohl auch von Friedrich getäuscht, der in seinen Bildern offenbar die patriotische Archäologie thematisierte. 

Mehr dazu im P-Book Kapitel 4 http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 

Caspar David Friedrich: Hünengrab am Meer. 1807, Bleistift, Sepia, 64,5 x 95 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Mittwoch, 9. Juli 2014

Caspar David Friedrichs tote Soldaten

Caspar David Friedrichs 1835 datierte Sepia Kirchenruine in Wiesenlandschaft wird durch das links stehende Kreuz vor allem als religiöse Erörterung des Todes gedeutet und die freistehende Ruine kompositorisch in die Nähe des Gemäldes Ruine Eldena im Riesengebirge gerückt. Für den Maler war das Blatt jedoch gewiss eine historische Reminiszenz. 

Zu sehen ist die Darstellung des Zingels am Friedländer Tor in NeubrandenburgDer heute freistehende Teil der Befestigungsanlage zeigt sich um 1800 stark beschädigt, durch einen Torbogen mit dem Treppenturm verbunden und im halbkreisförmigen Innenraum mit einer kleinen Fachwerkhütte verbaut.

Zu erkennen ist hinter der Architektur das um 1800 weit ausgedehnte Grasland der Heiden. So ist Friedrichs Sepia Kirchenruine in Wiesenlandschaft weitgehende Naturtreue zu unterstellen. Die vorgenommene stimmungsgeprägte Weitung der Flächen neben und vor dem Zingel setzt die Architektur isoliert in eine einsame Wiesenlandschaft. Der Maler nutzt das Angebot der Natur tendenziell für die Konstruktion einer romantisch arrangierten Szene. 

Die Beschädigungen des Zingels stammen noch von den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Mit der Wiederherstellung der mittelalterlichen Wehranlage beginnt man erst 1844. Vermutlich korrespondiert diese Aura des Zerfalls mit dem links erkennbaren Grabkreuz an jener Stelle, an der die kaiserlichen Truppen des Generals Tilly am 18. März 1631 bei der Belagerung von Neubrandenburg 92 schwedische Soldaten niedermetzeln. So fand man bei der Begra­bung der Erschlagenen zwischen dem Friedland’schen Thore und dem Zingel Leiche an Leiche und abgehauene Fäuste, Finger, Füße, Arme und Beine, Hirnschalen und andere schamsirte menschliche Gliedmaßen. So heißt es in einem Bericht aus dieser Zeit. 

Vorstellbar, dass Friedrich hier den Verteidigern der Stadt ein Denkmal setzen wollte.

Das Neubrandenburger Regionalmuseum bewahrt ein Blatt auf, das den Zustand der Ruine um 1800 festhält, von der Hand eines Fräuleins Anna Müller und mit dem Vermerk: nach einer Skizze von Professor Friedrich gezeichnet.

Mehr dazu im P-Book Kapitel 1 http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 


Caspar David Friedrich: Kirchenruine in Wiesenlandschaft. Um 1835, Bleistift, Sepia, 18,4 x 24,5 cm, Ehemals Dresden, Sammlung Friedrich Augusts II., verbleib unbekannt
Ruinenbild nach Anna Müller


Carl Gustav Carus: Friedländer Tor, 1818

Der Zingel heute. Foto: Botaurus / wikipedia


Donnerstag, 19. Juni 2014

Wie Caspar David Friedrich nach Greifswald kam

Caspar David Friedrich wäre nicht in Greifswald sondern in Neubrandenburg geboren worden, wo die Familie seit Generationen ansässig war. Der Vater Adolph Gottlieb Friedrich (1730-1781) hatte sich seine berufliche Zukunft in der mecklenburgischen Stadt auch vorgestellt. Er erlernte den Beruf des Seifensieders und Lichtziehers. Nur gab es in Neubrandenburg zu viele Seifensieder, dass allen eine auskömmliche Existenz beschieden war. Ursache dafür war der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich von 1753. Der verbot in Mecklenburg-Strelitz die Ausübung verschiedener Handwerke auf dem Lande. In dessen Folge drängten diese Handwerker in die Städte. Gleichzeitig wurde der freie und unbeschränkte Handel auf den Jahrmärkten erlaubt und damit von den Zünften diktierte Reglungen für den Verkauf gelockert. 

In Schwedisch Pommern, in Greifswald und Wolgast fehlen dagegen Seifensieder und Lichtgießer. Der Siebenjährige Krieg hinderte vorerst Vater Friedrich der Arbeit nachzuziehen. Erst durch den Frieden von Hamburg zwischen Preußen und Schweden am 22. Mai 1762 endeten die wiederholten Gefechte des Siebenjährigen Krieges um Neubrandenburg. In Greifswald nimmt man den Arbeitsmigrant, nun schon 33 Jahre alt, in den zweiten Bürgerstand auf, dem hauptsächlich Kaufleute angehören. Dort ist er in der Stadt der einzige ausgebildete Seifensieder.

1765 ersteigert der Seifensieder meistbietend in Greifswald das Haus Lange Gasse 28 unterhalb und richtet dort eigene Werkstätten ein. Noch im selben Jahr holt der Handwerker die achtzehn Jahre jüngere Sophie Dorothea Bechly nach und heiratet sie. Am 5. Spetember 1774 wird Caspar David Friedrich geboren. 


Caspar David Friedrich: Bildnis des Vaters Adolf Gottlieb Friedrich. Um 1798, Kreide, 25 x 20,5 cm, Winterthur, Museum Oskar Reinhart

Donnerstag, 12. Juni 2014

Caspar David Friedrichs ferner Planet

Unter den Bildern, die Caspar David Friedrich nach Ideen aus Christian Cay Lorenz Hirschfelds „Theorie der Gartenkunst“ arbeitete, hat das Gemälde das Große Gehege in der Galerie Neue Meister in Dresden wohl den erstaunlichsten Ausgangspunkt im Text. Das Motiv zeigt zunächst einmal das Ostra-Gehege, eine Gegend im Nordwesten Dresdens

Doch wer den Standpunkt des Malers sucht, müsste über der Landschaft schweben, um die Elbe und die überschwemmten Sandbänke und Wiesen aus dem angenommenen Winkel erfassen zu können. Auch entstehen keine linearen zentralperspektivischen Achsen. 

Des Rätsels Lösung: Friedrich folgt Lorenz' Erörterung über die Schwierigkeiten des Gartengestalters wie Landschaftsmalers eine Ebene angenehm und sinnvoll darzustellen. So setzt der Maler die Darstellungs-Vorschläge Position für Position um und entwickelt von einer horizontalen Linie ausgehend mit einer hyperbolischen Anlagen Vorder- und Hintergrund zu diesem außergewöhnlichen Bild, von dem Werner Hofmann sagt, es sei wie die Topographie eines fernen Planeten. 
Mehr darüber im P-Book Kapitel III http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Caspar David Friedrich: Das große Gehege. Um 1830, Öl auf Leinwand, 73,8 x 102,5 cm, Dresden, Galerie Neue Meister

Donnerstag, 5. Juni 2014

Caspar David Friedrichs patriotische Archäologie

Mit der Darstellung von Hünengräbern reagierte Caspar David Friedrich auf den unglaublichen Hype, den der Herzog Carl II. in Mecklenburg-Strelitz veranstaltete. Die, wie sich letztlich herausstellte, gefälschten Prillwitzer Idole, machten das kleine Herzogtum in ganz Europa bekannt und zum Pilgerort archäologisch interessierter Adliger und Wissenschaftler. Auch Goethe, der die Bilder mit Friedrichs Hünengräber für die Sammlung des Weimarer Herzogs ankaufte, interessierte sich brennend für die seltsamen Artefakte, die in der Gegend um Prillwitz in scheinbar unerschöpflicher Menge ans Tageslicht befördert wurden. Herzog Carl versuchte als Bruder der englischen Königin mittels Archäologie seinen Stammbaum aufzuwerten und ließ eine Genealogie anfertigen, die bis in die Zeit der Vandalen zurück reichen sollte. Auf dem Höhepunkt der patriotischen Archäologie in Meckenburg Strelitz fertigte Friedrich 1807 seine ersten kommentierenden Arbeiten Hünengrab am Meer und Hünengrab im Schnee. Als sich etwa 1815 führende Altertumswissenschaftler einig waren, dass die Artefakte von Prillwitz Fälschungen sind, und das Herzogtum in ganz Europa als das Land der Deppen galt, begann Friedrich das Wutbild Hünengrab im Herbst mit abschlagenen stolzen Eichen. Die Hünengrab-Bilder sind typischerweise Kompilationen, dass heißt zusammengesetzte Reallandschaften. Allerdings verweist das Hünengrab im Schnee auf eine auffindbare Topografie, das Königsgrab auf dem Berg in Wustrow am Tollensesee. Solche Eichen wie auf dem Neubrandenburger Wall findet man da nicht, sondern verkrüppelte Windflüchter, aber auch die sind nicht 200 Jahre alt. Eine Überraschung gibt es auf dem Hügel doch. Von den Eichen aus Friedrichs-Zeiten sind unter Laub und Moos noch die drei Baumstümpfe in jener Konstellation der Friedrich-Bilder vorhanden. So kommt man mittels Archäologie in der Kunstgeschichte weiter. Mehr darüber im P-Book-Kapitel Die Bäume der Ahnen  http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book


Caspar David Friedrich: Hünengrab am Meer. 1807, Bleistift, Sepia, 64,5 x 95 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlungen

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee. 1807, Öl auf Leinwand, 61,5 x 80 cm, Dresden Gemäldegalerie Neue Meister

Caspar David Friedrich: Hünengrab im Herbst. Um 1819, Öl auf Leinwand, 55 x 71 cm, Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Galerie Neue Meister


Donnerstag, 29. Mai 2014

Caspar David Friedrichs topografische Signaturen

Caspar David Friedrich unterhält in seinem Werk ein System topografischer Signaturen, über die der eingeweihte Betrachter seiner Bilder Zuordnungen in Sinn und Ort vornehmen kann. Eine solche Signatur ist zum Beispiel ein Bergzug im Hintergrund der Gemäldes Neubrandenburg im Morgennebel und Frau vor der untergehenden Sonne sowie der Sepia Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche. Dieser Bergzug entstammt dem Karksruher Skizzenbuch und stellt vermutlich eine böhmische Landschaft dar. Als topografische Signatur verweist der Bergzug auf den Ort Neubrandenburg. Neubrandenburg hat natürlich nicht so eine Bergkulisse. Friedrich hält sich jedoch an Hirschfelds gartenkünstlerischen Grundsatz, dass ein Gebirge im Hintergrund jede Landschaft ästhetisch aufwertet. Diese Signaturen können auch Hünengräber oder Inseln sein ...

Mehr dazu in den P-Book-Kapiteln I, III und IV.
 


Caspar David Friedrich: Neubrandenburg im Morgennebel. Um 1818, Öl auf Leinwand, 91 x 72 cm, Greifswald, Pommersches Landesmuseum


Caspar David Friedrich: Frau in der Morgensonne. Um 1818, Öl auf Leinwand, 22 x 30 cm, Essen, Museum Folkwang

Caspar David Friedrich: Sommerlandschaft mit abgestorbener Eiche. 1805, Bleistift, Sepia, 40,5 x 62 cm. Weimar, Staatliche Kunstsammlungen


Caspar David Friedrich: Gebirgszug. 1804, Bleistift, 11,8 x 18,4 cm, Karlsruhe, Privatbesitz,

Montag, 26. Mai 2014

Mönch-am-Meer-Aussicht am Tollensesee

Die Bildmotive Caspar David Friedrichs gehören heute am Tollensesee zu den reizvollsten Aussichten. Die Gegend, die durch die motivische Herleitung im Werk des Malers als Standort des Mönchs am Meer am Nordufer des Tollensesees auszumachen ist, war durch die Strömungsverhältnisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts das einzig Stück Sandstrand. Das Areal östlich des Segelclubs ist Gott sei Dank nicht bebaut und bietet genug Ausblick, bei Nebel und Dunkelheit auch düster wie im Gemälde. Mehr dazu im Kapitel Das kleine Meer, der Fischer und die Mönche 


Foto: Detlef Stapf / Nordufer des Tollensesees

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer. Um 1809, Öl auf Leinwand, 110 x 171,5 cm, Berlin Nationalgalerie

Sonntag, 11. Mai 2014

Caspar David Friedrich im Roman

Eigentlich ist ein Roman keine Quelle für seriöse Belege bei der Vervollständigung der Angaben in der Biografie Caspar David Friedrichs. Mit aller Vorsicht lässt sich jedoch der mittelalterliche Bildungsroman Erwin von Steinbach oder Geist der deutschen Baukunst von Theodor Schwarz heranziehen. Der Autor stellt dem historischen Dombaumeister Erwin von Steinbach den Maler Kaspar an die Seite. Schwarz nimmt sich für diese Figur Caspar David zum Vorbild. Die Ansichten und die Persönlichkeit des Künstlers im Fiktionalen decken sich derart mit authentischen Beobachtungen von Zeitgenossen, dass man von einem gelungenen Porträt des Malers Friedrich sprechen kann. Carl Gustav Carus bezeichnet Schwarz, Pastor von Wiek auf Rügen, als „Friedrichs Freund [...], eine treue, gute, etwas breite Natur, der Kunst dilettantisch zugeneigt und selbst schriftstellernd in diesem Sinne,“ der immer mal wieder mit Familie nach Dresden kommt. Wir können wohl davon ausgehen, dass Schwarz mit den Augen des Schriftstellers seinen Freund genau beobachtet und mehr wahrnimmt als andere. Schwarz wird in seiner Prosa nachgesagt, dass er aus Mangel an Fantasie reale Erlebnisse und Biografien in seine fiktionalen Stoffe übernommen hat. So ist es durchaus möglich, mit dem Roman von Schwarz die Kindheit Friedrich und die Entstehungsgeschichte des Tetschener Altars oder die Bedeutung der Transparentbilder zu erhellen. Das Prosawerk erschien 1834 in Hamburg im Verlag von Friedrich Perthes unter dem Pseudonym Theodor Melas.

Mehr dazu im Kapitel Heimat, Familie, Frauenbild http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book


Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar). 1807, Öl auf Leinwand, 115 x 110,5 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister





Dienstag, 29. April 2014

Caspar David Friedrichs Paradies und Verdammnis

Caspar David Friedrich hat die Landschaft um den Tollensesee bei Neubrandenburg zu einem Raum seiner programmatischen Bilderzählungen gemacht. Der Maler kommentiert Geschichte und Zeitgeschichte dieser Landschaft, verwendet dabei Topi der Kunstgeschichte. Das Südufer des langgestreckten Sees ist für ihn ein Locus amoenus, ein lieblicher, ein paradiesischer Ort, an dem sich der herrschaftliche Park von Hohenzieritz befindet, in dem das 1807 entstandene Gemälde Sommer zu lokalisieren ist. Das Nordufer dagegen erscheint als ein  Locus terribilis, ein schrecklicher Ort, an dem die Historie von Tod, Schrecken und Verrat berichtet. Dort erkennen wir zugehörig das Gemälde Winter aus dem Jahr 1808. 
Mehr dazu in dem Kapitel Das kleine Meer, der Fischer und die Mönche http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 


Caspar David Friedrich: Der Sommer. 1807, Öl auf Leinwand, 71,4 x 103,6 cm, München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, Neue Pinakothek

Caspar David Friedrich: Der Winter. 1808, Öl auf Leinwand, 75 x 106 cm, ehemals München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, 1931 verbrannt

Sonntag, 13. April 2014

Caspar David Friedrichs Kamerafahrt

Caspar David Friedrich kannte die Kamerafahrt um ein Naturmotiv herum, um das Objekt von verschiedenen Seiten aufnehmen zu können. Dokumentiert in den beiden Darstellungen der Ruine von Teplitz. Die Kenntnis darüber, dass der Maler dieses Verfahren anwandte, half den topografischen Ort der Abtei im Eichwald zu bestimmen. Das zur gleich Zeit entstandene Gemälde Der Winter stellt die 90 Grad Kamerafahrt um die Abtei-Ruine gegen den Uhrzeigersinn dar. So kann man im Hintergrund das Geländeprofil der Brodaer Hügel und den Brodaer Friedhof am authentischen Ort ausmachen. Diese Erkenntnis führt zu der Erklärung, warum Friedrich die Greifswalder Ruine Eldena nach Broda bei Neubrandenburg versetzte ...

Mehr dazu im Kapitel Das kleine Meer, der Fischer und die Mönche http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 


Caspar David Friedrich: Schlossruine Teplitz. Um 1828, Aquarell, Bleistift auf Velin, 18,8 x 21,4 cm. Moskau, Staatliches Puschkin-Museum der bildenden Künste

Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald. 1810, Öl auf Leinwand, 110,4 x 171 cm, Berlin, Nationalgalerie

Caspar David Friedrich: Der Winter. 1808, Öl auf Leinwand, 75 x 106 cm, ehemals München, Bayerische Staatsgemäldesammlung, 1931 verbrannt

Montag, 7. April 2014

Caspar David Friedrichs Weiß und Rot

Caspar David Friedrich gilt als Maler der dunklen und gedämpften Farben. Kräftiges Rot und Weiß sind nur sparsam eingesetzt, oft auf den ersten Blick nicht wahrnehmbar. So muss man von eher dezenten Botschaften ausgehen, die mit diesen Ausnahmecolorits transportiert werden. Ein prägnantes Beispiel ist das Gemälde Frau in der Morgensonne. Die Frau als Rückenfigur trägt einen rubinroten Ohrschmuck. Bei einer anderen Frauendarstellung, mit dem Titel Die Schwestern auf dem Söller am Hafensind zwei weiße Blumen zu bemerken, die im Vordergrund aus den Fugen der Steinplatten wachsen. Sucht man nach einem Verwendungsmuster der Farben, dann steht Rot für Begehrlichkeit und von Weiß Unschuld bzw. Reihnheit. Mit diesen beiden Farben lassen sich in Friedrichs Werk die Beziehungsgeschichten des Malers erzählen. Prononciert setzt Friedrich Rot und Weiß ein, um sein eigenes Gefühlsleben an die Oberfläche zu bringen. Der Maler, der sein Leben lang in dunklen Kleidern zu sehen war, stellt sich selbst in dem Gemälde Gebirgslandschaft mit Regenbogen mit weißer Hose und roter Jacke dar. Da das Bild aus dem Entstehungszusammenhang als Gedächtnisbild für seines Schwester und Mutterersatz Catharina Dorothea interpretierbar ist, könnten die Farben hier einen ödipalen Konflikt an die Oberfläche bringen. 

Mehr dazu im Kapitel Heimat, Familie, Frauenbild http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#Startseite

Caspar David Friedrich: Frau in der Morgensonne. Um 1818, Öl auf Leinwand, 22 x 30 cm, Essen, Museum Folkwang

Caspar David Friedrich: Die Schwestern auf dem Söller am Hafen. Um 1820, Öl auf Leinwand, 74 x 52 cm, St. Petersburg, Eremitage

Caspar David Friedrich: Gebirgslandschaft mit Regenbogen. 1810, Öl auf Leinwand, 70 x 102 cm, Essen, Museum Folkwang