Freitag, 28. Februar 2014

Caspar David Friedrichs erstes Textbild

Caspar David Friedrich konnte nicht wissen, dass seine Kunstepoche einmal die der Romantik genannt würde. Gleichwohl stand am Anfang seiner Kunst der Begriff des Romantischen oder auch des Romanhaften, wie es im späten 18. Jahrhundert hieß. Vermutlich noch bevor der Maler die Akademie in Kopenhagen besuchte, entstand seine erste Landschaft mit dem Titel Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall, datiert auf das Jahr 1793. Bislang galt die Annahme, dass es sich bei der Sepia um die Darstellung des Amselfalls im Amselgrund in der Sächsischen Schweiz handelt. Jetzt aber stellt sich heraus, diese Landschaft ist nach einem Text aus dem Buch Theorie der Gartenkunst von Christian Cay Lorenz Hirschfeld aus dem Jahr 1785 gearbeitet. Dort wird das Beispiel einer romantischen Landschaft in dem berühmten Tal von Dovedale im englischen Derbyshire beschrieben. Friedrich, der nie in England gewesen ist, war offenbar gefesselt von diesem Plot. Das romantische Tal zog im 18. Jahrhundert viele Künstler an, zum Beispiel Joseph Wright of Derby, von dem das Gemälde Dovedale bei Mondlicht stammt. So sind wir heute in der Lage Friedrichs Bildkonstruktion aus einem Text, neben ein vor der Natur gemalten Bild und die Reallandschaft zu stellen ... Mehr dazu in dem Kapitel Hirschfelds Anregungen http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 

Caspar David Friedrich: Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall. Um 1793, Sepia, Deckfarbe auf Papier, 50,1 x 69,8 cm, Essen, Privatbesitz

Joseph Wright of Derby: Dovedale bei Mondlicht. Um 1785, Öl auf Leinwand, 46 x 66 cm, Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Ausschnitt der Reallandschaft: Derbyshire, Dovedale, Lion Rock, Foto: Old UK Photos.com










Donnerstag, 27. Februar 2014

Caspar David Friedrichs Freundinnen

Caspar David Friedrich hat oft in Hauptwerken wie auch scheinbar belanglosen Zeichnungen topografische Signaturen untergebracht, die richtig gedeutet, eine landschaftliche Zuordnung möglich machen. Das erste Beispiel in Friedrichs Werk mit einer solchen topografischen Signatur ist die Zeichnung „Freundinnen unter einem Baum“ vom Oktober 1801. Aus den biografischen Zusammenhängen ergibt sich, dass der Maler zu dieser Zeit im mecklenburgischen Breesen im Haus seiner Schwester Dorothea weilte. Die bisherigen Interpretationen gingen vom Motiv eines Fantasiegartens aus. Im Hintergrund ist der Fachwerkturm der 1712 errichteten barocken Breesener Kirche zu erkennen. Die beiden Frauen sitzen in dem gerade neu angelegten Landschaftsgarten des Gutsparkes ... und dazu lässt sich eine Geschichte aus der Werther-Zeit erzählen ... Mehr dazu in dem Kapitel "Heimat, Familie, Frauenbild" http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 


Caspar David Friedrich: Freundinnen unter einem Baum.6. Oktober 1801, Feder und Pinsel, laviert, 18,6 x 11,9 cm, Dresden, Kupferstich-Kabinett

Kirche in Breesen 2010, Foto: D. Stapf



Mittwoch, 26. Februar 2014

Friedrichs Tetschener Altar bekommt einen Ort

Die Kunsthistorikerin Eva Reitharová fand 1977 heraus, dass der berühmte Tetschener Altar von Caspar David Friedrich nicht für die Schlosskapelle in Tetschen konzipiert war. Graf Thun und seine Verlobte die Gräfin Brühl entdeckten das fertige Stück 1808 im Atelier des Malers und kauften es 1809. Aber wo gehörte das Meisterwerk nun hin? Den entscheidenden Hinweis gibt ein Brief von Friedrichs Schwester Catharina, die in Breesen bei Neubrandenburg als Frau des Pfarrers August Sponholz lebte. Sie wünschte sich, das "Altarstück" ihres Bruders einmal zu Gesicht zu bekommen. Da die Frau schwer krank war und nicht nach Dresden reisen konnte, müsste sie davon ausgegangen sein, dass das Kunstwerk in einer nahe gelegenen Kirche aufgestellt werden sollte. Viele Indizien sprechen für die Rundkirche im nur wenige Kilometer entfernten Hohenzieritz. Unter anderem entsprechen die Passmaße der Altarnische exakt denen des Tetschener Altars. Auch werden die Motive von Bild und Rahmen klarer ... Mehr dazu im Kapitel "Denkmale für Boll" ... http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book 


Caspar David Friedrich: Das Kreuz im Gebirge (Tetschener Altar). 1807, Öl auf Leinwand, 115 x 110,5 cm, Dresden, Gemäldegalerie Neue Meister

Rundkirche im Schlosspark von Hohenzieritz, Foto: D. Stapf

Schnitt durch die Rundkirche von Hohenzieritz mit Tetschener Altar

Dienstag, 25. Februar 2014

Caspar David Friedrichs Liebeserklärung

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. kaufte auf der Akademie-Ausstellung 1812 das Gemälde Die Gartenterrasse von Caspar David Friedrich für das Berliner Königspalais. Heute ist das königliche Bild im Potsdamer Schloss Charlottenhof zu besichtigen. Das Motiv galt meist als der Fantasie des Malers entsprungen oder war auch mal dem Blick von der Terrasse des früheren Schlosses Erdmannsdorf im Erzgebirge zugeordnet. Zu verorten ist das Meisterwerk in seiner Entstehungsgeschichte jedoch in Ballenstedt im Harz. Friedrich hatte das Gemälde unmittelbar nach einem Besuch bei der Malerin Caroline Bardua in Ballestedt in Angriff genommen. Entstanden ist hier keine reale Landschaft. Der Maler hat sich als Kulissenschieber betätigt und zusammengebracht, was so nicht in eine Sichtachse fällt: die Baumallee zwischen Schloss und Neustadt, unter deren Caroline Bardua gern auf den Bänken gesessen und gelesen hat, die alte (nicht mehr existierende) Parkmauer des Schlossparkes, das Harzvorland und der Brocken. Die Bildidee muss Friedrich bereits vor Ort gekommen sein, denn eine am 25. Juni 1811 entstandene Zeichnung markiert mit einer Doppellinie den dann im Gemälde verwendeten Bildausschnitt. Die Gartenterrasse ist das erste Gemälde Friedrichs, an dem man komplexe Arbeitsweise des Malers im Umgang mit der realen Natur detailliert studieren kann und vielleicht ist es auch als eine Liebeserklärung an die von ihm verehrte Malerkollegin zu sehen ... Mehr darüber im Kapitel "Heimat, Familie, Frauenbild"  http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

Caspar David Friedrich: Gartenterrasse. 1811/12,  Potsdam, Schloss Scharlottenhof, Schloss Charlottenhof, zeno.org

Foto von der Allee in Ballenstedt um 1820, Autor unbekannt

Caspar David Friedrich: Harzlandschaften. 25. Juni 1811, Bleistift, 36 x 25,5 cm, Stuttgart, Staatsgalerie, Graphische Sammlung


Montag, 24. Februar 2014

Kunst multimedial im 19. Jahrhundert

In Caspar David Friedrichs Bild Huttens Grab wird der sich auf seinen Säbel stützende Soldat in der Uniform der Befreiungskriege meist für eine Staffagefigur in der Allegorie auf die patriotische Stimmung jener Zeit gehalten. Tatsächlich verewigte der Maler hier einen echten Helden. Der Konrektor der Neubrandenburger Gelehrtenschule August Alexander Ferdinand Milarch (1786-1862) wird als Kriegsheld in seiner Heimatstadt gefeiert. Er hatte sich am 11. April 1813 mit seiner gesamten Prima für das vaterländische Regiment der Strelitzer C-Husaren gemeldet. Im Juni 1814 reiste er im Gefolge Fürst Blüchers zur Triumphfeier über Napoleon nach London und vertrat dort das Husarenregiment des Mecklenburg-Strelitzer Herzogs. Friedrich malte das Bild Anfang der 1820er Jahre aus Enttäuschung über die politische Restauration der Karlsbader Beschlüsse, deren politische Folgen auch Milarch trafen. Für das Bild lichtete der Maler den Krieger in Uniform mit einer Camera Obscura ab, deren Plot erhalten blieb. 1859 gehörte August Milarch zu jenen ersten Personen, die mit der neuen Technik der Photographie im Photographischen Atelier von Wilhelm Bahr abgelichtet wurden, so dass wir eine Figur aus Friedrichs Bildpersonal im Photo ansehen können. 1862 starb Milarch als Pastor im mecklenburgischen Schönbeck. Milarch war übrigens mit Caspar David Friedrichs entfernt verwandt. Mehr über diese Geschichte im Kapitel "Die Denkmale für Boll" ... http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book



Caspar David Friedrich: Huttens Grab. Um 1823/24. Öl auf Leinwand, 93 x 73 cm, Weimar, Staatliche Kunstsammlung

Caspar David Friedrich: „Studie zu ,Huttens Grab‘, um 1824“. Pinsel in Schwarz und Grau, 27,8 x 11,0 cm, Privatbesitz

August Milarch, 1859, Foto: Wilhelm Bahr/ Regionalmuseum Neubrandenburg

Sonntag, 23. Februar 2014

Malermotiv und Bürgerprotest

Was hat Caspar David Friedrichs Bild Sonnenuntergang bei Neubrandenburg in der Hamburger Kunsthalle mit der Friedrichswerschen Kirche zu tun? Das gotische Bauwerk in Berlin ist der Ausgangspunkt des historischen Weges, der zu dem Gemälde in der Hamburger Kunsthalle führt. Auf Drängen des preußischen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich Wilhelm IV. hatte der Architekt Karl Friedrich Schinkel den 1831 fertig gestellten gotischen Bau mit zwei flach endenden Türmen oben mit durchbrochenen Geländern und Fialen entworfen. Während dieser Zeit ist in Neubrandenburg der Schinkel-Schüler Friedrich Wilhelm Buttel mit den Plänen für den Umbau der Marienkirche befasst, der ebenfalls von Friedrich Wilhelm angeregt wurde. Nach dem Muster der Friedrichwerschen Kirche sollte der Turm mit barocker Haube in gleicher Weise flach und mit Fialen enden. Gegen diese Variante formierte sich der Protest der Neubrandenburger Bürger, die wie der 1818 verstorbene Pastor Franz Christian Boll einen spitzen gotischen Helm bevorzugten. Buttel lässt schließlich von seinen Plänen ab. Die ersten Entwürfe sind beim Brand des Neustrelitzer Schlosses verbrannt. Das Gemälde "Sonnenuntergang bei Neubrandenburg" ist das einzige noch existierende Dokument des ursprünglichen Turmentwurfs. Friedrich sieht in der Absicht Buttels die Ideale seines Freundes Boll verraten und lässt die Stadt symbolisch brennen. Mehr über diese Geschichte im Kapitel "Denkmale für Boll" ... http://www.caspar-david-friedrich-240.de/#P-Book

 Foto: Manfred Brückels, CC-BY-SA-3.0-migradet, Friedrichswerdersche Kirche

Caspar David Friedrich: Das brennende Neubrandenburg bei Sonnenaufgang. Um 1835, Öl auf Leinwand, 72,2 x 101,3 cm, Hamburg, Kunsthalle

Dienstag, 18. Februar 2014

P-Book gestartet

Das P-Book "Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte" ist veröffentlicht und wartet auf Nutzer/Leser. 

Montag, 17. Februar 2014

P-Book-Start steht bevor

Mein P-Book (projectbook), also ein fortschreibbares E-Book, "Caspar David Friedrichs verborgene Landschaften. Die Neubrandenburger Kontexte" startet noch in dieser Woche auf www.caspar-david-friedrich-240.de